Was für ein Luxusproblem. Wenn Dich die Überschrift schon ärgert, dann höre am besten jetzt schon auf diesen Artikel zu lesen. Dennoch, ich habe dieses Luxusproblem. Seit etwa 2 Jahren finanzieren die Mieteinnahmen meiner Immobilien meinen Lebensunterhalt. Ich könnte also aufhören zu arbeiten. Aber was dann?
Ja, ich habe schon ausgiebig frei gemacht und reise auch immer wieder gerne durch die Welt. Aber ich bin auch sehr gerne zuhause und merke dann, dass für mich Arbeit mehr ist als Broterwerb. Mir fallen da Stichwörter von gemeinsam was erreichen, Wissen weitergeben, vielleicht auch bewundert werden, ein. Mich würde es auf die Dauer doch sehr langweilen, wenn ich zuhause nur gute Bücher lesen und vielleicht von Zeit zu Zeit ein Museum oder ein Theater besuchen würde. Natürlich könnte ich auch mehr Zeit in meinen Garten investieren, aber eigentlich gefällt er mir, dem Igel, den Fröschen und den Fledermäusen, leider auch den Schnecken, ganz gut so wie er ist.
Ich bin also zur Entscheidung gekommen, weiter zu arbeiten. Konkret als Autorin und Yogalehrerin. Weil es Spaß macht. Leider fühlt sich mein Schweinehund ohne den Gegenpart Wir-müssen-unsere-Brötchen-verdienen, putzwohl. Immer genau dann, wenn eine kleine Schreibblockade im Anmarsch ist oder bei meinen Yogaschülern irgendjemand Schwierigkeiten macht. Dann kommt der Schweinehund und mault, das wir doch gar nicht arbeiten müssten und es dieser Ärger doch gar nicht wert sei. Auch wenn sich dies komisch anhört, aber in solchen Situationen beneide ich die Menschen, die arbeiten müssen.
Als Mensch, der arbeiten will und nicht muss, fällt man auch aus den üblichen Gesprächsrastern raus. Kein blöder Chef, kein Jammern über die viele Arbeit, keine Beschwerden über das wenige Geld – all das fällt weg und wenn man seine eigenen Probleme auspackt, dann wird einem selten verständnisvolle Empathie entgegen gebracht, sondern so blöde Sprüche, wie Deine Probleme will ich haben oder Ich geb Dir meine Kontonummer.
Es ist aber nicht alles schrecklich. Sondern vieles wunderbar! Es ist schön mit dem Gedanken arbeiten zu fahren, weil ich es will, weil ich Freude daran habe und weil es für mich Sinn macht. Und es ist schön, dosiert zu arbeiten. 40 Stunden ist nicht mein Konzept, aber gerne 30, manchmal 20 und wenn ich gerade viel Freude am Schreiben habe, dann sind es wahrscheinlich auch mal 50. Weil es Freude macht, fällt es nicht auf – es macht einfach Spaß, ich könnte es auch Hobby nennen.
Seit die Mieteinnahmen für mein Einkommen da sind, habe ich übrigens im Rückblick auf das Jahr immer genug zum Leben verdient. Die Mieteinnahmen sind also eigentlich nur der Puffer zum ruhigen Schlafen. Das ist super, oder? Ich könnte also auch ohne meine Mieteinnahmen leben, ich wäre ohne sie bloss nervöser und würde mehr hektische Akquise betreiben und nicht gelassen auf Buchkäufe respektive Verlage sowie Yogaschüler warten.
Mit diesem Zustand, also selbst entscheiden zu dürfen, für was ich meine Zeit einsetze, habe ich mir übrigens einen Jugendtraum erfüllt. Schon mit 18 Jahren habe ich ausgerechnet, wieviel Geld ich sparen muss, um dann von meinen Zinsen leben zu können. Dieses Ziel wollte ich damals erreichen, um mich ehrenamtlich für die Dinge engagieren zu können, die mir wichtig sind. Ich bin nach wie vor fasziniert, dass diese Rechnung aufgegangen ist. Auch wenn es manchmal schwierig ist, aus dem Arbeitstrott mit der Betonung Trott der Mehrheit der Erwachsenen auszusteigen.